Wir reden uns ein, die Dinge seien nicht so schlimm und der Planet könne unter den gegenwartigen Bedingungen noch lange Zeit fortbestehen. Diese ausweichende Haltung dient uns, unseen Lebensstil und unsere Produktions- und Konsumgewohnheiten beizubehalten.
Der Mensch legt sich die Dinge zurecht, um weiter seine selbstzerstörerischen Gewohnheiten zu pflegen. Er versucht, sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht anzuerkennen, schiebt wichtige Entscheidungen auf und handelt, als ob nichts passieren werde.
Wenn die Politik nicht imstande ist, eine perverse Logik zu durchbrechen, und wenn sie nicht über armselige Reden hinauskommt, werden wir weitermachen, ohne die großen Probleme der Menschheit in Angriff zu nehmen.
Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil nur in Katastrophen enden kann.
Diese Probleme der Umweltverschmutzung sind eng mit der Wegwerfkultur verbunden, die sowohl die ausgeschlossenen Menschen betrifft als auch die Dinge, die sich rasch in Abfall verwandeln.
Von ‚Schöpfung‘ zu sprechen ist […] mehr als von Natur zu sprechen, denn es hat mit einem Plan der Liebe Gottes zu tun, wo jedes Geschöpf einen Wert und eine Bedeutung besitzt.
Kaufen ist nicht nur ein wirtschaftlicher Akt, sondern immer auch eine moralische Handlung. Daher ruft heute das Thema der Umweltverschmutzung das Verhalten eines jeden von uns zur Rechenschaft.
Die Pflege der Natur ist Teil eines Lebensstils, der die Fähigkeit zum Zusammenleben und zur Gemeinschaft einschließt. (…) Kleine Bemühungen helfen. Sie bewirken etwas Gutes, das stets dazu neigt, sich auszubreiten, manchmal unsichtbar.
Die Natur ist voll von Worten der Liebe. Doch wie können wir sie hören mitten im ständigen Lärm, in der fortdauernden und begierigen Zerstreuung oder im Kult der äußeren Erscheinung?
Nach einer Zeit irrationalen Vertrauens auf den Fortschritt und das menschliche Können tritt jetzt ein Teil der Gesellschaft in eine Phase stärkerer Bewusstheit ein. Es ist eine steigende Sensibilität für die Umwelt und die Pflege der Natur zu beobachten, und es wächst eine ehrliche, schmerzliche Besorgnis um das, was mit unserem Planeten geschieht.
Für das gute Funktionieren des Ökosystems sind auch die Pilze, die Algen, die Würmer, die Insekten, die Reptilien und die unzählige Vielfalt von Mikroorganismen notwendig. Einige zahlenmäßig geringe Arten, die gewöhnlich unbemerkt bleiben, spielen eine grundlegend entscheidende Rolle, um das Gleichgewicht eines Ortes zu stabilisieren.
Da alle Geschöpfe miteinander verbunden sind, muss jedes mit Liebe und Bewunderung gewürdigt werden. Alle sind wir aufeinander angewiesen.
Aus der Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus